Ausschusssitzung des Wandlitzer Ausschusses A6 – Umwelt, Energie und ÖPNV

Ein Review des Abends und offener Brief an Herrn Reinhold Dellmann von Anke Przybilla, Mitglied der Bürgerinitiative „Dialog Heidekrautbahn“ aus Schönwalde.

Schönwalde. Am Montag, den 07.10.2019 fand im Kulturhaus „Goldener Löwe“ die zweite Ausschusssitzung des Wandlitzer Ausschusses A6 – Umwelt, Energie und ÖPNV statt. Nach der ersten Sitzung dieses nach der Kommunalwahl entstandenen Ausschusses im August 2019, an dem bereits Einwohner von Schönwalde und Basdorf teilgenommen hatten, wurde für den aktuellen Termin die NEB eingeladen, um in eine Diskussion um die Reaktivierung der Stammstrecke und die Lärmbelästigung durch Pfeifsignale in Basdorf einzusteigen. Gemeindevertreter konnten sich somit ein Bild von den Problemen machen und die NEB sollte in die Pflicht genommen werden, Fragen zu beantworten. Anwesend war Herr Dellmann und ein weiterer Vertreter der NEB, der jedoch im Laufe des Abends so gut wie nicht in Erscheinung trat.

Wie so oft wurde leider auch diese Veranstaltung von Herrn Dellmann eher zur Werbezwecken denn zur Diskussion genutzt. Die Vorstellung des Projektstandes zog sich in die Länge und förderte keine neuen Erkenntnisse zutage. Im Laufe der anschließenden Diskussion wurden Fragen nur ausweichend, gar nicht oder abwertend beantwortet. Den fachlichen Einwürfen von Jan Oertner, der vom Ausschussvorsitzenden als Gast geladen war, wurde Falschinformation unterstellt. Die Redezeit von Herrn Dellmann überwog bei weiten und der Begriff „Diskussion“ traf das Geschehen keineswegs.

Ich nehme den Abend zum Anlass, einen offenen Brief an Herrn Dellmann zu schreiben, den ich hier anfüge.


Werter Herr Dellmann, 

Zuerst einmal möchte ich Ihnen danken dafür, dass sie sich immer wieder den nicht enden wollenden Diskussionen um die Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn stellen und am Montag anwesend waren. Es ist schon beeindruckend, wie Sie unermüdlich mit denselben Argumenten auch zum 20. oder 30. Mal versuchen, jedem kritischen Begleiter den Wind aus den Segeln zu nehmen und auch die unwissenden Bürger von der Grandiosität des Projektes zu überzeugen. Nur leider gelingt Ihnen das nicht. Die Sache hat mehrere Haken.

  • Die Bürger sind nicht so unwissend, wie Sie meinen. Die Bürgerinitiative Dialog Heidekrautbahn beschäftigt sich seit Monaten mit Gesetzestexten, Ausschreibungsverfahren und hat beachtliche Fachkompetenz in ihren Reihen. 

Merke: unterschätze nie deinen Gegenüber! 

  • Die Anliegen und Forderungen der BI sind schlicht und ergreifend berechtigt. Lärm- und Gesundheitsschutz als zentrale Themen lassen sich nicht mit dem süffisanten Rückzug auf gesetzliche Vorgaben und unzeitgemäße Standards vom Tisch fegen. 

Merke: ein Projekt wird nur dann erfolgreich, wenn das Management frühzeitig Stakeholder, Kunden und die Umwelt einbindet und mitnimmt. 

  • Die Gemeindevertreter stehen wohl nicht so im Stoff wie Sie und die BI, aber sie sind denkende Menschen, die durchaus (auch am 7.10. im Goldenen Löwen) mitbekommen haben, in welch herablassender Art alle Anfragen unbefriedigend bis gar nicht beantwortet sowie Argumente mit dem Wort „Nebelkerzen“ unwillig abgetan wurden. Das kam bei vielen Beteiligten nicht gut an. Glauben sie hier mal einer Frau, denen wird in der Regel mehr Empathie und das Hineinspülen in Zwischentöne nachgesagt. 

Merke: Arroganz schadet! 

Es gäbe sicherlich noch mehr aufzuzählen. Ich mag es erstmal dabei belassen, denn es wird jetzt schon deutlich, worauf ich hinaus will: Ihr Auftreten ist kontraproduktiv. Ihnen wird das auf die Füße fallen. 

Sie sehen selbst, mit welchen Problemen die große Politik zu kämpfen hat. Das ist das Resultat von mangelnder Glaubwürdigkeit der Politiker. Kein Mensch hat mehr Lust auf Phrasendrescherei, darauf, als Bürger nicht ernst genommen zu werden. Sie tragen dazu auf kleinerer Ebene erheblich bei. Politikverdrossenheit und Protestwahl entsteht durch Leute wie Sie. 

Ja, werden Sie jetzt sagen, ich bin ja kein Politiker. Aber machen wir uns nichts vor. Sie haben das gelernt. Und am Ende steckt hinter der Bezeichnung „Berater“ nichts anderes als der Typus des Lobbyisten. In dieser Position haben Sie nur eine Aufgabe: das Projekt im Sinne der NEB zu vermarkten. Und im Sinne meint hier, so kostengünstig wie möglich. Denn es geht hier nicht ums Gemeinwohl, sondern um ein rein marktwirtschaftliches Vorhaben. Die Bemerkung über das öffentlich-rechtliche Unternehmen war deshalb eine Verhöhnung der Anwesenden. 

Die Veranstaltung krankte leider auch an genau Ihrem Status. Selbstverständlich können Sie keine Entscheidungen fällen und Zugeständnisse machen. Das liegt gar nicht in Ihrer Kompetenz. Insofern waren Sie am Montag einfach die falsche Person am richtigen Ort. Deshalb geriet die angesetzte Diskussion zu einer Farce und einer One-Man-Show. Das haben sie allerdings drauf, das muss man Ihnen lassen. 

Ein letztes Wort noch zu den Motiven der Bürgerinitiative. Uns wird oft eine destruktive Position zum ÖPNV nachgesagt. Und in der Tat wird es unter uns Menschen geben, die lieber mit dem Auto zur Arbeit fahren als mit der Bahn. Aber auch dafür gibt es vielfältige Gründe. Die Sorgen der Anwohner sind so unterschiedlich wie in jeder gesellschaftlichen Konstellation: Angst vor hoher Lärmbelästigung, vor gesundheitlichen Auswirkungen, vor dem Wertverlust des Eigentums und die Sorge um die Kinder an der Strecke. Deshalb möchte ich Sie fragen: was ist an diesen Sorgen falsch? 

Ich für meinen Teil bin absoluter Befürworter des ÖPNV. Auch wenn ich nicht toll finde, dass die Bahn quasi über mein Grundstück fährt. Aber ich bin bereit für den Klimaschutz auf vieles zu verzichten und auch die Bahn in Kauf zu nehmen. Ich bin aber nicht bereit, mich mit einer Minimallösung zufrieden zu geben. Denn Projekte, die mit der heißen Nadel gestrickt sind, sind für niemanden gut. Weder für die NEB, noch für die Gemeinden und auch nicht für die Anwohner. 

Am Ende bleibt mir dennoch die Hoffnung, dass unsere Gemeindevertreter Ihre Aufgaben ernst nehmen und unsere Belange bei der Planung der Inbetriebnahme der Stammstrecke vertreten. 

Es grüßt sie 

Anke Przybilla 


Im Nachgang der Veranstaltung wurde uns vom Ausschussvorsitzenden Herrn Striegler (Die Grünen) zugesagt, das Thema nicht aus den Augen zu verlieren Auch für ihn war der Abend mehr als nur unbefriedigend. Wir stehen weiterhin mit ihm in Kontakt. Das Bauamt wurde gebeten, bei der NEB Druck zu machen, damit ein Termin für die Vorlage des Lärm- und Erschütterungsgutachtens bekannt gegeben wird. Von diesem wird wohl viel abhängen, welche unserer Forderungen in welchem Umfang erfüllt werden können.

8 Antworten auf „Ausschusssitzung des Wandlitzer Ausschusses A6 – Umwelt, Energie und ÖPNV“

  1. Sehr geehrte Frau Przybilla,

    mit diesem Schreiben wurde wohl alles, aber auch wirklich alles erwähnt, was mir bei einer Veranstaltung in Pankow/ Wilhelmsruh, an der ich auch teilgenommen habe, aufgefallen ist.
    Alle Fragen die gestellt wurden, sind sehr oberflächlich und ausweichend beantwortet worden, sie wurden sogar ziemlich ins lächerliche gezogen, fragen wurden einfach abgelehnt.
    …und der liebe Herr Dellmann kam zu jeder Zeit sogar sehr arrogant rüber.
    Dann kommt noch dazu die Finanzierung der Reaktivierung. Wenn man überlegt, dass das Land Brandenburg einen Großteil der Kosten vorfinanziert, wird einem Übel, evt. Ist ja auch Stadler mit dabei, das aber ist nur eine Vermutung.. Bei dieser Anzahl von Fahrgästen, wird es der NEB nicht möglich sein, die Kosten zu decken, also wird wieder der Steuerzahler einspringen müssen.
    Auch bei uns wird gefühlt die Bahn durch unser Wohnzimmer fahren. Ich bezweifle stark die Sinnhaftigkeit dieser Reaktivierung, hier geht es mal wieder mal nur um Geld und Macht.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sven Ehlert

    1. Vielen Dank, Herr Ehlers. Aus meiner Sicht wird es Zeit, daß dies einmal ausgesprochen wird. Die Veranstaltung am Montag war eine Farce. Da ich mich dort nicht so sachlich auftreten könnte, wie ich wollte, habe ich diese Form gewählt. Im Übrigen hat Herr Dellmann diesen Brief auch von mir persönlich erhalten.
      Viele Grüße
      Anke Przybilla

  2. Guten Abend,

    den Inhalt des offenen Briefes kann ich vollumfänglich aus der sogenannten Informationsveranstaltung in Berlin-Wilhelmsruh bestätigen. Das arrogante und herablassende Auftreten des Herrn Dellmann veranlasste uns die Veranstaltung vorzeitig zu verlassen. Da wir auch zu den kritischen Fragestellern gehörten, wird Herr Dellmann dies mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Und in der Tat – genauso entsteht Politikverdrossenheit: als Anwohner berechtigte Fragen zu Schall- und Erschütterungsschutz zu stellen und diese mit „selbst Schuld“ beantwortet zu bekommen. Ich zitiere mal aus einer öffentlich-rechtlichen Sendung in Richtung Herrn Dellmann: „shame on you!“.

  3. Anke, du hast Dich was getraut, aber ich war an dem Abend dabei und du hast es auf den Punkt gebracht. Es ist jetzt wirklich an der Zeit Mut zu haben und direkter zu werden. Mit etwas Abstand betrachtet und ohne sich im Detail zu verlieren kann man wie jetzt im Nachgang zu der Veranstaltung geäußerten Meinung des Ausschussvorsitzenden, Herrn Striegler, zu der Ansicht gelangen, dass die Millionen, die aus Steuergeldern für den Ausbau der HKB fließen werden, weniger für die Bürger als evtl. für die Milliardenaufträge der Firma Stadler benötigt werden.

  4. Guten Tag Zusammen,
    wäre es nicht sinnvoller die aktuelle Strecke bis zum Gesundbrunnen vernünftig auszubauen als eine Krücke über Wilhelmsruh anzubieten?
    Auch haben wir hier im Raum Wandlitz noch nicht einmal eine vernünftige Verbindung z.B. nach Oranienburg o. Eberwalde…willst dort hin, ist es fast eine Tagesreise.
    Die Reaktivierung der alten Heidekrautbahn ist so unnötig wie ein Kropf.
    Mfg
    M.Jankowsky
    16348 Schönwalde

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