Bürger fühlen sich nicht mitgenommen

Quelle: maz-online.de / Author: Helge Treichel

Die Bürgerinitiative „Dialog Heidekrautbahn“ stellt den Nutzen und die Kosten der Pläne zum Reaktivieren der historischen Stammstrecke in Frage

Mühlenbecker Land, Als Ministerin, Landrat, Bürgermeister und Niederbarnimer Eisenbahn AG in Schildow kürzlich den Fahrplan zum Reaktivieren des alten Stammastes der Heidekrautbahn vorstellten, mischten sich in den Beifall auch kritische Worte. Einer der Kritiker heißt Dennis Hentschel. Er stammt aus Schildow und ist Inhaber und Geschäftsführer der Immobilienfirma hsmanagement GmbH. Und er ist aktuell der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Dialog Heidekrautbahn“. „Wir wollen den Bürgern und Betroffenen unserer Gemeinde eine Stimme geben“, sagt er. „Daher haben wir angefangen, Bürgerstimmen zu sammeln und diese auf unserer Webseite zu veröffentlichen.

In den vergangenen Tagen seien zahlreiche Wortmeldungen bei der BI eingegangen. Darin gehe es um „Sorgen, Kritiken und Ablehnung für die Reaktivierung der Stammstrecke“, so Hentschel. „Hier treffen wir auf Argumente, sinnvollere Lösungen, Alternativen im ÖPNV aber auch auf Schicksale die mit der Reaktivierung verbunden wären.“ Darauf müsse eingegangen werden.  Im Moment steige die Zahl der Skeptiker, Kritiker und Gegner täglich. „Wir haben das Gefühl, umso mehr die Leute sich damit beschäftigen umso klarer wird Ihnen das Thema“, sagt Dennis Hentschel. Es gebe eine große Unklarheit bei den Bürgern – und das sogar bei den Befürwortern – was überhaupt geplant ist und was umgesetzt werden soll. In den Köpfen habe sich die Reaktivierung bis Gesundbrunnen festgesetzt. „Dies ist aber eine falsche Interpretation aufgrund der werbewirksamen Propaganda der NEB und kommunalen Politik“, sagt Hentschel. „Wir reden schließlich zunächst vom Stundentakt bis Wilhelmsruh!“

Der BI-Sprecher führt mehrere Kritikpunkte an: Ein offener Dialog zum Projekt habe zumindest im Mühlenbecker Land bisher nicht stattgefunden. „Auf welcher Basis geht unser Bürgermeister nunmehr davon aus, dass die Mehrzahl der Einwohner des Mühlenbecker Landes tatsächlich eine Reaktivierung befürwortet?“, fragt Hentschel. Er vermisse ebenso eine Bürgerbefragung. „Also woher kommt die Überzeugung, ihm läge ein Mandat vor? Oder ergreift er als 2. Vorsitzender der KAG Heidekrautbahn e.V. oder als Privatperson Partei dafür?“ 

Mit der Inbetriebnahme der eigentlichen Bahnstrecke sei es nicht getan, ist Hentschel überzeugt. Hier würden auf die Gemeinde mehrere Millionen Euro an Investitionskosten zu kommen. Und könne den Bürgern vor diesem Hintergrund zugesagt werden, dass zur Finanzierung der notwendigen Maßnahmen keine anderweitigen Maßnahmen gestrichen oder beeinträchtigt werden? Und: Ab welche Investitionssumme wird dieses Projekt als nicht rentabel eingestuft? 

 „Wir werden den versprochenen Dialog einfordern“, kündigt Hentschel an. Damit wolle die BI nicht nur Klarheit schaffen, sondern auch die Stimmen der Bürger vertreten.

Der Kurfürstendamm und dessen Umfeld, also die City-West, seien ein beliebter Arbeitsort stellt eine Einwohnerin fest: „Auf die Frage, wie ich als Bürger zu meiner Arbeitsstelle in der City-West komme, wenn die Heidekrautbahn reaktiviert ist, muss ich erschreckend feststellen, dass ich mit der Heidekrautbahn und anschließender Verbindung insgesamt drei- bis viermal umsteigen muss (RB27, S1, BUS150, U9), um am Ku’damm zu sein. Dabei ist die Fahrzeit nicht deutlich geringer als aktuell mit den bestehenden ÖPNV-Verbindungen. Zudem muss ich pünktlich am Bahnhof sein. Wenn ich kein Parkplatz in den geplanten P+R oder B+R bekomme und zu spät bin, müsste ich eine Stunde auf die nächste Bahn warten. Wo also ist genau mein Mehrwert?“l

Eine Antwort auf „Bürger fühlen sich nicht mitgenommen“

  1. Ich bin erstaunt darüber, dass so ein wichtiges Vorhaben offensichtlich über die Schildower Bürger hinweg entschieden wurde. Die Schienen durchqueren unseren Ort an vier gut befahrenen Straßen. Diese Situation scheint eine besondere zu sein. Eine Überquerung führt direkt über die Franz-Schmidt-Straße und liegt etwa einhundert Meter neben dem Haupteingang der Grundschule als auch neben dem neuen Kindergarten an der „Heidekrautbahn“. Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler fährt mit dem Fahrrad zur Schule. Der vor Jahren ausgebaute Bürgersteig wird auch von kleineren Kindern für das Fahren mit Laufrädern oder eben anderen „Gefährten“ gern genutzt. Die Vorstellung, dass in wenigen Jahren alle halbe Stunde Schranken die Straße verschließen und alle warten müssen, bis eine „Weiterfahrt“ möglich ist, gefällt mir nicht. Ein dadurch fahrlässig herbeigeführter Unfall scheint sehr wahrscheinlich. Wo lernt man schon noch, die Gefahrensituation hier als Kind oder Jugendlicher richtig einzuschätzen? Ich werde mich jedenfalls kritisch mit dieser in diesem Umfang geplanten Reaktivierung auseinandersetzen und aktiv meine Stimme erheben.

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