Bürger fürchten sich vor Lärm und Parkplatznot am Bahnhof

Quelle: moz.de / Author & Foto: Markus Baluska

Schildow (Markus Baluska). Die Infoveranstaltung zur Heidekrautbahn am Montagabend in Schildow hat gezeigt: Es gibt noch sehr viel Diskussions- und Klärungsbedarf. „Wir hören uns das jetzt alles erst mal an. Aber wir werden nicht alles hinnehmen“, sagte Bürgermeister Filippo Smaldino-Stattaus (SPD). Ein „Gemeinde friss oder stirb“ dürfe es nicht geben, sagte der Verwaltungschef der Gemeinde Mühlenbecker Land vor knapp 100 Zuhörern.

Reinhold Dellmann und Projektsteuerer Stephan Garkisch erläuterten die Pläne der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), die Heidekrautbahn wieder in Betrieb zu nehmen. Nachdem die beiden betroffenen Bundesländer Brandenburg und Berlin die politische Entscheidung zur Wiederbelebung der Stammstrecke von Basdorf nach Berlin-Gesundbrunnen getroffen hätten, sei jetzt die erste Phase der konkreten Planung erreicht und damit auch die Pflicht und der Wille, die Bürger umfangreich zu informieren und in einen Dialog einzutreten.

Aus Sicht der NEB ist der Ausbau des schienengebundenen Personennahverkehrs wegen der gestiegenen Pendlerströme dringend erforderlich. Die NEB erwartet auch wirtschaftliche Vorteile und verweist auf eine Nutzen-Kosten-Untersuchung der Länder Berlin und Brandenburg, die einen Indikator von über zwei ermittelt hätte. Demnach würde jeder investierte Euro in das Bahnprojekt einen wirtschaftlichen Zuwachs von mindestens zwei Euro bringen. Das gelte schon für die erste Betriebsstufe, die eine Reaktivierung der Stammstrecke von Schönwalde nach Berlin-Wilhelmsruh auf einer Länge von etwa 14 Kilometern vorsieht. „Wenn dann noch die Lücke nach Berlin-Gesundbrunnen geschlossen wird, ist ein weiterer deutlicher Zuwachs zu erwarten“, sagte Stephan Garkisch.

Insgesamt geht die NEB derzeit von rund 20 Millionen Euro Baukosten aus und erwartet etwa 6 000 Fahrgäste am Tag. Wenn die erste Betriebsstufe bis Berlin-Wilhelmsruh erreicht wird, verkürze sich die Fahrzeit von Schildow zum Alexanderplatz in Berlin von derzeit 43 Minuten auf 34 Minuten. Das soll ab 2023 Wirklichkeit werden.

Reinhold Dellmanns Aufgabe war es, die Veranstaltung zu moderieren. Der Frage- und Redebedarf der Anwesenden war groß. Teilweise wurde auch sehr heftig diskutiert. Es waren einige Bürger zu der Infoveranstaltung gekommen, die dem Projekt sehr kritisch bis ablehnend gegenüberstehen. Mehrfach sah sich Reinhold Dellmann gezwungen, um Sachlichkeit zu bitten und daran zu erinnern, dass viele strittige Fragen jetzt erst diskutiert und dann in der Kommune politisch entschieden werden müssten. Mit viel Geduld und großer Gelassenheit hatten Dellmann und Garkisch immer wieder darauf verwiesen, dass die konkreten Planungen jetzt erst begännen und dass alle Details diskutiert werden könnten.

Die Frage nach dem Lärmschutz wurde immer wieder gestellt. Die Vertreter der NEB versprachen, dass ein Lärmschutzgutachten erstellt werden soll. Das würde schon das Gesetz verlangen. Danach werde dann entschieden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, damit die Anwohner der Bahnstrecke auch in Zukunft ihre Ruhe haben. Diese Aussage hat nicht alle anwesenden befriedigt.

Das zweite viel diskutierte Thema waren Parkplätze. Manch ein Bürger aus Schildow befürchtet, dass viele Bahnnutzer aus der Region mit dem Auto zum Haltepunkt kommen und ihren Pkw dann in Schildow parken. Was passiert, wenn durch den steigenden Zugverkehr die bestehenden Häuser durch Erschütterungen in Mitleidenschaft gezogen werden, wurde gefragt. Auch hier versuchte Stephan Garkisch zu beruhigen. Gleise, die neu gebaut werden, dämpfen die Erschütterungen unter das Maß, das ein vorbeifahrender Lkw erreicht.

Die Kritiker der Heidekrautbahn waren in ihren Wortmeldungen sehr engagiert. Ob sie im Saal die Mehrheit hatten, war nicht zu erkennen. Die Diskussionen werden auf jeden Fall weitergehen. Bürgermeister Filippo Smaldino-Stattaus kündigte an, dass er einen Ausschuss Heidekrautbahn in der Kommune installieren möchte, um in diesem Gremium die anstehenden Fragen diskutieren und entscheiden zu können.

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