Bürgerbrief: Herr K. aus Schönwalde

Als unmittelbar betroffener Bürger (Schönwalde) habe ich von der Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn am 29.01.2019 in Schildow erfahren.

Schönwalde, 27. Mai 2019

Nach Vorstellung des Vorhabens durch die Befürworter ( Politiker aus Berlin und dem Land Brandenburg sowie der NEB ) konnten auch betroffene Bürger und die Bürgerinitiative Schildow ihre Meinung bekunden. Es wurde versprochen, mit allen, die es betrifft, werden Gespräche geführt und Einwände in der Planung berücksichtigt.

Bis heute ist dies nicht geschehen!

Unserer Gemeinde scheint es  entgangen zu sein, dass es doch etliche Anwohner gibt, die von dem Lärm und den Unwägbarkeiten  betroffen sind, die die Reaktivierung der Stammstrecke für sie bringen.

Wenn die Gemeinden bis 30.06.2019 ihre Wünsche in die Planung einbringen können, wird es höchste Zeit, dass sich die Initiativen, die sich gebildet haben, um festzustellen, ob diese Wiederbelebung der alten Stammstrecke überhaupt wirtschaftlich ist, bündeln.

Da ich am 14.05.2019 nicht an der  Vorstellung der NEB in Schönwalde teilnehmen konnte, möchte ich folgende Auskünfte:

  1. Wieviel Fahrgäste befördert die NEB auf der jetzigen Strecke (Groß Schönebeck – Karow-Gesundbrunnen) und trägt sich das Unternehmen ohne Zuschüsse?
  2. Für die Reaktivierung der Stammstrecke geht man von 4700 bis 6000 täglichen Fahrgästen aus, diese Zahlen sind utopisch. Bei einem 1 Std-Takt und so soll erst einmal gefahren werden, sind vielleicht in Spitzenzeiten 3000 Fahrgäste möglich, erfahrungsgemäß sitzen in der übrigen Zeit  20 Fahrgäste im Zug.
    Eine Erhöhung auf ½ Std-Takt erhöht natürlich theoretisch die Fahrgastzahlen, heißt aber für uns Anlieger eine viertelstündliche Lärm- und Feinstaubbelastung durch Diesel- Fahrzeuge, denn die versprochenen wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge wird es so schnell nicht geben.
  3. Die Erschütterungen durch die jetzigen schweren Diesel- und Dampfloks erfahren alle Anwohner, ganz zu schweigen vom Dampfablassen direkt bei der Vorbeifahrt an unseren Gärten und dem Pfeifen morgens um 6 Uhr an der Heerstraße.
    Ein Befahren mit Güterzügen in den Nachtstunden muss man daher grundsätzlich ablehnen. Es war keine Rede davon bei Vorstellung des Projektes!
  4. Welche Sicherungsmaßnahmen sind an den Streckenführungen vorgesehen, die durch Siedlungsgebiete führen?

Fazit:

Wieder einmal zeigt sich, dass Bürger von Politikern und Lobbyisten belogen werden, damit sie ihre Interessen durchsetzen können, denn die Zustimmung von den Bürgern der anliegenden Gemeinden fehlt. Ich kann für mich nicht feststellen, dass meine Stimme gefragt war.

Warum kann die jetzige Streckenführung nicht ausgebaut werden, mehr Direktfahrten nach Gesundbrunnen!

Warum sollen noch mehr Touristen nach Wandlitzsee und in die Schorfheide kommen, das Strandbad ist jetzt schon übervoll und in die Schorfheide und zum Liepnitzsee müssten ja Busse fahren, oder?

Wenn das Märkische Viertel eine Bahnanbindung in die Berliner City bekommen soll, kann dort ja eine Wendeschleife der Heidekrautbahn entstehen, denn Schildow, Mühlenbeck, Schönwalde und Basdorf brauchen diese Bahn nicht zwingend. Die Gelder könnten für sinnvollere Projekte eingesetzt werden, z.B.  Radweg von Schönwalde nach Mühlenbeck.

Wir sind 2001 ins Umland gezogen, um Lärm-und Schadstoffbelastung zu entgehen, deshalb bin ich gegen die Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn.

Herr K. aus Schönwalde

4 Antworten auf „Bürgerbrief: Herr K. aus Schönwalde“

  1. Hallo Herr K.,
    Ihren Brief und die darin gestellten Fragen finde ich großartig! Das Fazit bringt die Situation auf den Punkt. Auch wir können uns nicht erinnern, dass uns jemand zum Thema HKB befragt hätte!
    Es ist erschreckend festzustellen, dass wir Bürger wieder einmal gar nicht gefragt werden; jedenfalls mit keiner ernst zunehmenden Befragung.
    Die Dinge werden in der Öffentlichkeit beschönigt und dem Bürger die „heile Mühlenbecker Land Welt“ verkauft.
    Nicht zu vergessen ist auch das Thema Glyphosat. Die Bahnstrecke wird mit diesem sehr gesundheitsschädlichen Mittel besprüht. Es gibt zahlreiche Grundstücke an der Bahn, die einen Brunnen nutzen bzw. Obst und Gemüse im eigenen Garten anbauen. Das ist eine Katastrophe, was den Bürgern und auch der Umwelt damit zugemutet wird.

  2. Sehr geehrter Herr K.,
    zu Ihrer zweiten Frage können wir von der BI schon eine Antwort geben bzw. möchten wir hier die derzeit bekannten Zahlen und Sachverhalte etwas erläutern.
    Die NEB spricht von aktuell ca. 4000 Fahrten pro Tag mit der Heidekrautbahn. Da auch die aktuelle Strecke über Karow zur Heidekrautbahn gehört, werden also aktuell nur auf dieser Strecke ca. 4000 Fahrten gezählt. Fahrten sind in diesem Sinne hierbei Fahrgäste. Geht man nun davon aus, dass die Fahrgäste morgens in nach Berlin und abend wieder raus fahren, so kann man aktuell von 2000 Fahrgästen je Richtung ausgehen.
    Die NEB geht davon aus bzw. strebt an, dass sie durch die Reaktivierung der Stammstrecke bis 2030 die Fahrten auf ca. 6000 pro Tag steigern kann. Somit also auf jeweils 3000 Fahrgäste nach Berlin und wieder raus.
    Da durch die Politik aber signalisiert wurde, dass die aktuelle Streckenführung über Karow bestehen bleiben und sogar bis Gesundbrunnen erweitert werden soll, bleibt festzuhalten, dass die Steigerungen der Fahrgastzahlen bis 2030, selbst wenn die Fahrgastzahlen wie von der NEB geschätzt steigen sollten, hauptsächlich bzw. zum allergrößten Fall auf die aktuelle Streckenführung über Karow entfallen wird. Warum dies so sein wird, liegt auf der Hand. 1. Deutlich schnellere Verbindung nach Gesundbrunnen – von Basdorf über Karow in 19 Minuten nach Gesundbrunnen, von Basdorf über die Stammstrecke nach Gesundbrunnen mehr als 40 Minuten. 2. Die Fahrgäste aus Schönwalde, Basdorf und weiter nördlich müssten bei der Fahrt über die Stammstrecke in Wilhelmsruh in die S-Bahn umsteigen und dies wird auf derzeit unbestimmte Zeit so sein. Also die Fahrgäste aus Schönwalde, Basdorf, Wandlitz usw. ist die Stammstrecke unattraktiv.
    Eine konkrete Prognose der NEB für die zu erwartenden Fahrgäste, die ausschließlich durch die Stammstrecke hinzu gewonnen werden würden, gibt es derzeit nicht. Die NEB bezieht ihre Prognose immer auf alle Streckenführungen.
    Dem gegenüber steht die Studie i2030, die vom VBB in Auftrag gegeben wurde. Diese Studie bezieht sich darauf, dass die Streckenführung über Karow nicht weiter betrieben wird, sondern nur noch über die Stammstrecke gefahren wird. Das hängt damit zusammen, dass dies der eigentliche Wunsch der NEB ist und von der Politik erst nach der Erstellung der Studie signalisiert wurde, dass die Karow Streckenführung bleiben soll.
    Trotzdem ist diese i2030 Studie sehr aufschlussreich.
    In der Studie wird prognostiziert, dass durch die Reaktivierung zusätzlich 500 Fahrten, also 250 Fahrten (Fahrgäste) je Richtung hinzugewonnen werden.
    Es geht also um 250 tägliche Pendler. Diese Prognose ist durchaus realistisch, wenn man berücksichtigt, dass die derzeit vorhandenen Verbindungen auch im MüLa deutlich schneller sind und eine bessere Taktungen besteht, also deutlich attraktiver sind.
    Übrigens geht die i2030 Studie davon aus, dass 300 aktuelle Pendler von der HKB abspringen, wenn die aktuelle Streckenführung über Karow nicht weiter betrieben wird. Deshalb hat sich die Politik auch für deren Weiterbetrieb ausgesprochen.
    Ich hoffe, dass ich Ihnen das Thema Fahrgastzahlen der HKB und die aktuellen Prognosen zur Reaktivierung der Stammstrecke etwas erläutern konnte.
    Schöne Grüße

  3. Hallo Herr K.,

    allgemein sind ihre Anmerkungen gut nachvollziehbar.

    Was mir aber ein Rätsel ist, sind die in ihrem Punkt 3 genannten Güterzüge. Welche Fahrten meinen Sie hier?
    Wenn es die Überführungsfahrten von Stadler sind, dann finden diese meinem Kenntnisstand nach nicht in der Nacht statt.

    Zudem kann ich nicht nachvollziehen von welchen schweren Diesel- oder Dampfloks Sie reden. Die Berliner Eisenbahnfreunde haben eher kleine Fahrzeuge und diese Jahren hochgerechnet aufs Jahr sehr selten.

    Vielen Dank im Voraus für die Aufklärung!

    1. Hallo Rainer,

      wenn die Stammstrecke der Heidekrautbahn reaktiviert wird, dann wird die NEB mit 16 Zugpaaren pro Tag im Stundentakt fahren. 04:00 – 22:00. Die Strecke ist dann quasi tagsüber ausgelastet.

      Überführungsfahrten die aktuell tagsüber stattfinden, werden dann in die Nacht verlagert. Dies wurde auch von der NEB bestätigt.

      Stadler hat neue Milliardenausschreibungen für neue Bahnen, die in Pankow gebaut werden. Weit über 1.500 Bahnen. Diese und andere Güterzüge werden dann mit bis zu 80km/h hier lang fahren.

      Zu den Dieselloks. Aktuell wird die Strecke mit Dieselloks geplant, da die Finanzierung der versprochenen Wasserstoffzüge nebst der Infrastruktur ungeklärt ist. Das ist kein Fortschritt.

      Viele Grüße
      Dennis

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