Bürgerversammlung: Anwohner der Heidekrautbahn bleiben kritisch

Quelle: moz.de / Author & Foto: Jürgen Liebezeit

Mühlenbecker Land (MOZ). Die geplante Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn durch Mühlenbeck und Schildow hat nicht nur Befürworter. Das wurde in der dritten Informationsveranstaltung der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft (NEB) am Montagabend im Mühlenbecker Mühlentreff deutlich. Gut die Hälfte der etwa 50 Anwesenden steht dem Projekt zumindest kritisch gegenüber. Detlef Bröcker, Vorstand der NEB, versprach den Mühlenbeckern, alle Hinweise und Bedenken ernst zu nehmen. Bürgermeister Filippo Smaldino-Stattaus (SPD) sicherte zu, das Vorhaben konstruktiv, kritisch und transparent zu begleiten, um für die Gemeinde das Bestmögliche zu erreichen.

Bedenken gibt es bei den Mühlenbeckern einige: So befürchten vor allem Anlieger der Trasse eine hohe Lärmbelästigung durch den Zugverkehr. Die Sorge vor dem gefürchteten Pfeifton, der vom Lokführer vor dem Passieren unbeschrankter Bahnübergänge aus Sicherheitsgründen ausgelöst wird, konnten die NEB-Verantwortlichen den Zuhörern nehmen. Die beiden Bahnübergänge in Mühlenbeck werden mit Schranken versehen. Hier wird mit einer durchschnittlichen Wartezeit von etwa zwei Minuten gerechnet. Ob es eine Lösung für den Schleichweg zum Kiessee geben wird, ist Gegenstand der aktuellen Prüfungen.

Kritisiert wurde auch, dass die Heidekrautbahn zunächst nur bis Berlin-Wilhelmsruh verkehrt. Erst in einer zweiten Ausbaustufe soll der Bahnhof Gesundbrunnen angeschlossen werden. Gerade bei den Anliegern der Bahnhöfe – in der Gemeinde soll es am alten Schildower Bahnhof, an der Gaststätte Kastanienhof und am Berufsförderungswerk Haltepunkte geben – ist die Sorge vor einem Parkchaos in den Anliegerstraßen groß. „Das ist ein Thema, das diskutiert werden muss,“ sagte Moderator Reinhold Dellmann. BI-Sprecher Dennis Henschel zweifelte die Fahrgastprognosen an, da mit der S-Bahnlinie 8 der Gesundbrunnen schneller zu erreichen sei. „Es gibt aber künftig fünf Möglichkeiten pro Stunde, nach Berlin zu kommen“, entgegnete Dellmann.

Große Sorgen macht sich Silke Paland, die am Abend aus Basdorf gekommen war. „Offenbar sind in Basdorf überhaupt keine öffentlichen Veranstaltungen geplant, obwohl wir doch auch betroffen sind“, kritisiert sie. „Die Basdorfer werden in diesem Prozess überhaupt nicht mitgenommen.“ Silke Paland wohnt an der alten Strecke. Lärmschutzmaßnahmen oder Erneuerungen seien offenbar nicht vorgesehen. „Wir haben später erheblichen Mehrverkehr, die Züge kämen bei einem Halb-Stundentakt etwa alle siebeneinhalb Minuten, und da der Bahnübergang unbeschrankt ist, ertönt immer dieser entsetzliche Pfeifton“, sagt sie.

Es gab am Montagabend aber nicht nur Kritiker. So begrüßte der Gemeindevertreter Werner Haberkern (Freie Wähler) ausdrücklich die Reaktivierung. „Die Bahn entlastet die Straßen“, sagte er und bekam Beifall. „Die Heidekrautbahn ist ein Gewinn für unsere Gemeinde.“

Das sieht auch der SPD-Gemeindevertreter Gerhard Peter so. Er hat nach eigenen Angaben bereits 500 Unterschriften gesammelt, die die Wiederinbetriebnahme unterstützen.

Bürgermeister Smaldino-Stattaus will den Gemeindevertretern vorschlagen, in der nächsten Legislaturperiode einen Ausschuss für Mobilität zu gründen. Damit geht er auch auf einen Vorschlag der Bürgerinitiative „Dialog Heidekrautbahn“ an, die ein solches Gremium angeregt hatte. Der Ausschuss soll nicht nur das größte Infrastrukturprojekt in der Gemeinde begleiten, sondern sich auch generell um Verkehrsplanung kümmern. (zeit)

Die Bürgerinitiative „Dialog Heidekrautbahn“ lädt für Freitag, 29. März, zum nächsten öffentlichen Dialog zur Reaktivierung der Stammstrecke der Bahn ein. Beginn ist um 18 Uhr im Schildower Bürgersaal, Franz-Schmidt-Straße 3.

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