Heidekrautbahn – Zwischen Leuchtturmprojekt und Staufalle

Quelle: MOZ.de / Author & Foto: Jürgen Liebezeit

Mühlenbecker Land (MOZ) Die Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn, die auch durch Schildow und Mühlenbeck führt, elektrisiert die Massen. Das Vorhaben hat aber nicht nur begeisterte Befürworter, sondern bringt auch skeptische Anlieger der Strecke auf den Plan. Viele Anrainer befürchten hohe Lärmbelastung durch den Zugverkehr. Andere rechnen mit verstopften Straßen, weil die Bahnübergänge künftig mit Schranken gesichert werden. Das wurde am Dienstagabend bei der Heidekrautbahn-Konferenz im proppenvollen Bürgersaal in Schildow deutlich.

Mehr als 200 Menschen, unter ihnen auch einige Berliner, zahlreiche Landespolitiker wie VBB-Chefin Susanne Henkel, der Berliner Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese und Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider sowie Kreis- und Kommunalpolitiker aus der Region waren gekommen, um Details zu den bevorstehenden Maßnahmen vorzustellen oder zu erfahren. Der erste Zug soll im Dezember 2023 fahren.

Detlef Bröcker vom Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn-Aktiengesellschaft stellte am Abend erste Details vor. So sind unter anderem neue, barrierefreie Bahnsteige in Schildow, Schildow-Nord (Nähe Kastanienhof), Mühlenbeck (Nähe Berufsförderungswerk) und Schönwalde-West geplant. Insgesamt werden zwölf Straßen beschrankt. Autofahrer müssen dann mit Wartezeiten von ein bis zwei Minuten rechnen. Geplant ist Tempo 80 auf der Strecke, die später bis nach Gesundbrunnen führen soll. Zunächst ist ein Ein-Stunden-Takt vorgesehen, langfristig soll alle halbe Stunde ein Zug fahren. Ende des Jahres könnten die genehmigungsreifen Unterlagen vorliegen. Es werden auch Gutachten zu Lärmschutz, Erschütterung und Schallschutz erstellt. Geplant ist, künftig keine Diesel-Triebwagen mehr einzusetzen, sondern geräuscharme und umweltfreundliche Loks mit innovativer Wasserstoffbrennzellentechnik. Das Investitionsvolumen für die knapp 14 Kilometer lange Strecke zwischen Basdorf und Wilhelmsruh liegt derzeit bei gut 20 Millionen Euro. Bröcker machte in seinem Schlusswort deutlich, dass er sehr wohl wisse, dass die Reaktivierung der Stammstrecke für einige Menschen Einschränkungen mit sich bringen werde, die so gut wie möglich reduziert werden müssten. Sie bringe aber auch für viele Menschen, vor allem Pendler in die Hauptstadt, viele Vorteile. Bröcker rechnet mit 6 000 Kunden pro Werktag. Etwa zwei Drittel der Besucher applaudierten ihm lautstark für dieses Resümee.

Filippo Smaldino-Stattaus, Bürgermeister im Mühlenbecker Land, versprach „bestmögliche Transparenz“. Er wolle den Dialog mit den Skeptikern suchen und nehme die Bedenken ernst. Unterstützung bekommt er dabei von Ministerin Schneider. Sie forderte alle Beteiligten auf, konstruktiv zusammenzuarbeiten und Konflikte gemeinsam zu lösen. Gegenwind kommt von der Bürgerinitiative „Dialog Heidekrautbahn“, die sich jetzt gegründet hat und bereits mit einer Homepage präsent ist.

Dietmar Seefeldt, Vorsitzender der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Region Heidekrautbahn, gab sich mit der kürzlich unterschriebenen Planungsvereinbarung nicht zufrieden. „Der Streckenast nach Liebenwalde muss auch reaktiviert und der Takt verdichtet werden.“

Oberhavels Landrat Ludger Weskamp sieht in der Heidekrautbahn eine gute Alternative für motorisierte Pendler. „Nur so können wir den drohenden Verkehrsinfarkt verhindern.“ Der Landkreis habe einen Teil der bisherigen Planungen vorfinanziert, um die Sache schnell voranzubringen. Berliner Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese nannte das Vorhaben sogar ein Leuchtturmprojekt für die Mobilität in der Hauptstadtregion. Mühlenbecks Ortsvorsteherin Anita Warmbrunn mahnte an, die Infrastruktur wie Parkplätze in der Nähe der Haltestellen und Radwege im Blick zu behalten.

Die nächste Informationsveranstaltung zum geplanten Streckenausbau findet am 11. März im Schildower Bürgersaal statt. Weitere Veranstaltungen sind am 25. März im Mühlenbecker Mühlentreff und am 14. Mai im Schönwalder Restaurant „Korfu“ vorgesehen. Beginn jeweils um 18 Uhr.

Eine Antwort auf „Heidekrautbahn – Zwischen Leuchtturmprojekt und Staufalle“

  1. Es war eine Veranstaltung, auf der sich die Befürworter*innen und die Akteure der Reaktivierung selbst auf die Schulter klopften und die Bürger*innen durften zuschauen. Zudem wurden die Bürger*innen mit einer 30-minütigen Power Point Präsentation abgestraft.

    Anworten gab es keine! Ein tatsächlicher Dialog fand nicht statt!
    Schade!

    Zweifel und Kritiken an dem Projekt gab es von der Bürgerinitiative „Dialog Heidekrautbahn“.

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