Wahlkampf: FDP diskutiert über den Nahverkehr

Quelle: moz.de / Author & Foto: Claudia Duda

Oberhavel (MOZ) Die FDP diskutiert in Hohen Neuendorf über bessere Anbindungen für dem Landkreis. Doch mehr als eine Bestandsaufnahme kann das nicht sein.

Der Abend begann mit einer Enttäuschung. Der FDP-Kreisverband hatte zu einer Diskussionsrunde über den öffentlichen Personennahverkehr eingeladen und der wichtigste Gesprächspartner, der Leiter Infrastruktur beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, Bernd Arm, hatte wenige Stunden vorher abgesagt. Dabei interessierte das Thema „Abgehängt? Der Öffentliche Personennahverkehr in Oberhavel“ so viele Menschen, dass am Donnerstagabend in den Mehrzweckraum der Stadthalle Hohen Neuendorf sogar noch zusätzliche Stühle gestellt werden mussten.

„Die Menschen, die hier leben, wollen gute Luft und Autoverkehr vermeiden. Dazu sind gute Anbindungen an Berlin dringend nötig“, erklärte der Kreisvorsitzende der Freien Demokraten, Uwe Münchow. Er beschrieb die Situation der Gemeinden im Berliner Umland: „Die Kommunen wachsen, aber das Bahnnetz wächst nicht mit“, erklärte er und forderte schnelle und konkrete Schritte zum Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Dabei seien drei Dinge wichtig: der Streckenausbau, der Lärmschutz sowie die Unterführung der Bahnen, damit der Autoverkehr nicht durch Schranken an Übergängen behindert werde. Sowohl die Akteure im Podium als auch die Zuhörer konnten diese Forderungen nur unterstützen, allerdings blieben sie an diesem Abend ungehört, denn es gab niemanden, an den sie gerichtet werden konnten.

Hans Leister von der Zukunftswerkstatt Schiene sah die Landesregierung in der Pflicht. „Die Politiker wollen, dass sich die Zahl der Fahrgäste bis 2030 verdoppelt. Dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden“, erklärte er und machte darauf aufmerksam, dass jeder dritte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Brandenburg in andere Bundesländer pendelt. Das sei absoluter Rekord in Deutschland – und sogar im Weltmaßstab rekordverdächtig. Die Züge würden allerdings immer voller und das Liniennetz sei nicht dafür ausgelegt.

Wichtig ist Zuverlässigkeit

Auch Peter Cornelius vom Landesverband Pro Bahn sagte, es sei wichtig, die Interessen der Fahrgäste zu erfüllen. Jeder habe den Wunsch, einen Sitzplatz zu bekommen und nicht stehend im vollen Zug zur Arbeit zu fahren. Die Entwicklung der Bevölkerung müsse einhergehen mit der Planung des Nahverkehrs.

Der Spitzenkandidat der FDP Brandenburg, Hans-Peter Goetz, regte an, einen zweiten S-Bahn-Ring um Berlin zu fordern. Umlandgemeinden sollten beim gegenwärtigen Tarifsystem in den Tarif B einbezogen werden. Das Wichtigste sei, dass die Verbindungen im ÖPNV zuverlässig seien. Das gelte auch für die Anschlussverbindungen. Die Kommunen und der Landkreis müssten sich zusammentun und ein klares Verkehrskonzept erarbeiten. Das gelte insbesondere für die Querverbindungen wie beispielsweise von Hohen Neuendorf nach Hennigsdorf, wo der Bus am Wochenende nur alle zwei Stunden fährt.

Dass Planungen viel Zeit brauchen, darin waren sich alle Diskutanten einig. Auch darin, dass sich das Planungsrecht ändern müsse, um die Umsetzung zu beschleunigen. Einen Seitenhieb versetzte Kandidat Hans-Peter Goetz in Richtung der Grünen, die zwar einerseits immer einen guten ÖPNV forderten, dann aber Bauprojekte aus ökologischen Gründen ausbremsten.

Die Anwohner müssten bei den Planungen einbezogen und überzeugt werden, meinte auch Peter Cornelius von Pro Bahn. Das Misstrauen müsse ernst genommen werden. Dem stimmte Jan Oertner aus Schildow unbedingt zu. Er engagiert sich in der Bürgerinitiative gegen die Heidekrautbahn und fürchtet, dass mit der Realisierung entweder die Lärmbelastung erheblich zunimmt oder der Ort durch hohe Lärmschutzwände geteilt wird. Beides lehnt er ab.

Für den Zehn-Minuten-Takt der S1 von und ab Oranienburg macht sich Mario Schulz (CDU) aus Hohen Neuendorf stark. Er hat die Petition eingebracht, die im Landtag diskutiert wurde und jetzt im Landesnahverkehrsplan aufgeführt ist. Er erneuerte seine Forderung, den Takt zumindest zwischen Hohen Neuendorf und Frohnau zu verdichten. Der Beifall der Anwesenden war ihm sicher, doch ob er bis zu den Verantwortlichen dringt, ist ungewiss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert